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Ukraine-Konzert in Ebensfeld

Bezirk: Oberfranken - Kreisverband: Lichtenfels

Wenn von Musik die Rede ist, assoziieren wir damit gemeinhin Lebensfreude, Lebenslust, ja sogar Ausgelassenheit – und Ostern ist ja ohnehin ein Fest der Hoffnung. Doch instrumentale Klänge können auch ganz sachte daherkommen, Hoffnung verkörpern. Nachdenkliche Stimmung herrschte aus gegebenem Anlass bei einem Benefizkonzert des Blasorchesters der Musikvereinigung Ebensfeld zugunsten der Sonderaktion „Ukraine“ von „Helfen macht Spaß“. Unter dem Motto „Eine Stunde für den Frieden“ wechselten bei dieser besonderen Darbietung in der Ebensfelder Pfarrkirche vor rund 140 Zuhörern ausgewählte Musikstücke mit besinnlichen Textlesungen.

„Dieser Krieg bringt keinem etwas, nur schreckliches Leid. Wir können nicht sehr viel tun, außer humanitäre Hilfe leisten“, meinte eingangs der Vorsitzende der Musikvereinigung, Rudi Dierauf, bei seiner Begrüßung am mit einer ukrainischen Flagge geschmückten Rednerpult.

Jeden, der auch nur einen Funken Herz in sich trägt, lässt das Leid der ukrainischen Bevölkerung nicht kalt. Als Zeichen ihrer Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung schritten die Musiker des Blasorchester jeweils mit einer brennenden Kerze Richtung Altarraum, deren Schein dem anschließenden Konzert zusätzlich eine besondere Stimmung verliehen.

Den richtigen Ton für das Thema gefunden

Das Blasorchester unter der Leitung von Kathrin Motschenbacher fand den richtigen Ton mit der dargebrachten Stückeauswahl, welche hier fast meditative, dort gleichsam das Streben nach Frieden verkörpernde kraftvolle Passagen beinhaltete. So präsentieren sie zum Auftakt „Consensus“, ein Werk des belgischen Komponisten Jan van der Roost, ließen daraufhin „Bell Carol“ folgen. Letztgenanntes Stück bildet den instrumentalen Teil eines bekannten ukrainischen Liedes. Die kompositorische Grundlage schuf 1914 der Ukrainer Mykola Leontovych.

Nach der getragenen choralen Weise „Rest“ von Frank Ticheli bekamen die Zuhörer dann ein sehr bekanntes musikalisches Werk geboten: Geradezu lautmalerisch und höchst facettenreich gestaltete sich die zu Gehör gebrachte Filmmusik zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrötel“ aus der Feder des tschechischen Komponisten Karel Svoboda.

„Ich will spüren, dass ich lebe“ oder „Ich will nur glücklich sein“ lauten zwei Sequenzen aus „Gabriellas Song“, den Lisa Weidner unter musikalischer Begleitung des Ensembles darbot – Sätze, die auch zur von schierer Angst und Unsicherheit geprägten derzeitigen Lebenswirklichkeit der ukrainischen Bevölkerung passen.

Ihr Vater Otto Weidner, selbst aktiv im Blasorchester, verlas zwischen den dargebrachten Musikstücken besinnliche Texte, so etwa „der Träumer“. Der Protagonist dieser kleinen Geschichte erlebt, wie im Zuge des technischen Fortschritts viele Dinge möglich werden, die einst für undenkbar gehalten wurden. So können wir heute unter Wasser atmen und mittels Röntgenstrahlen ins Innere unseres Körpers sehen.

Am Ende der Geschichte hofft der Mann, dass auch sein letzter Traum irgendwann in Erfüllung geht: „Vielleicht wird es einmal möglich sein, ohne Kriege auszukommen.“ Und Pater Lijoy Jacob schloss in einem Gebet alle Flüchtlinge in der Welt ein, die Familienangehörige und Hab und Gut zurücklassen müssen, aber zugleich auch alle, die Türen öffnen, den Geflüchteten Herberge und Hilfe bieten oder Zeichen der Friedensbemühungen setzen.

Vor dem Hintergrund, dass die freiwilligen Spenden an die Sonderaktion „Ukraine“ der „Helfen macht Spaß“-Initiative des Obermain-Tagblatts fließen, verdeutlichte Redakteur und HMS-Initiator Till Mayer aus erster Hand die Not in der Ukraine. Seit nunmehr fünf Jahren berichtet er über einen Krieg, der 2014 in der Ukraine begann, weitgehend in Vergessenheit geriet und jetzt das Sicherheitsgefüge von ganz Europa erschüttert.

„Kaum einer kann sich in der Ukraine sicher fühlen, der Tod kann kann mit einem Rakenteneinschlag oder einer Artillerie-Granate einfach aus der Luft kommen“, schilderte er die Situation. Er selbst berichtete drei Wochen lang aus der Ukraine über die Folgen der aktuellen russischen Invasion. Seine Fotos zeigten Raketeneinschläge, Menschen im Luftschutzkeller aber auch die Klienten des von HMS unterstützen Projekts.

Gezeigt wurde in der Pfarrkirche zudem ein Kurzfilm, den Till Mayer zusammen mit Hendrik Steffens im Jahr 2016 gedreht hatte. Das Gespräch mit der heutige 88-jährigen Ukrainerin Sofija Wasylina hätte auch gestern aufgenommen werden können. Wie so viele Senioren im Land wüßte Sofija nicht, woher sie das Geld für Lebensmittel und – ohne Krankenversicherung – Medikamente nehmen soll, wenn sie kein Unterstützung durch das Projekt bekommen würde. Nachdenkliche Mienen in den Kirchenbänken, als Mayer fortfährt: „Das Projekt unterstützt Rentnerinnen und Renter im westukrainischen Lwiw, die nur eine kärgliche Mindestrente zur Verfügung haben. Nun aber hat sich die Situation noch einmal verschärft. Die Senioren müssen nach Abzug der Energiekosten ihrer Wohnung mit 1,10 Euro am Tag auskommen. Da kann man sich vorstellen, was es für sie bedeutet, wenn nun durch die Invasion die Brotpreise von 48 auf 70 Cent gestiegen sind. Dann kommt noch die Angst: Die alten Menschen leiden unter den täglichen Raketenalarmen. Sie brauchen den Zuspruch der Rotkreuz-Schwestern dringender denn je.“

Mit den Spenden aus Ebensfeld werden Medikamente und Lebensmittel für alleinstehende und chronisch kranke alte Menschen in Lwiw finanziert. Außerdem unterstützt die HMS-Sonderaktion ein örtliches Medico-Soziales Zentrum. des Roten Kreuzes. Dort befindet sich die Schwesternstation, Seniorinnen und Senioren treffen sich zu Kaffeerunden, oder es werden Erste-Hilfe-Kurse abgehalten. Auch eine Anlaufstelle des Rotkreuz-Suchdienstes ist dort zu finden. Till Mayer hat selbst das Projekt vor über zehn Jahren mit aufgebaut. Die Schwestern aus Lwiw und ihrer Kolleginnen des Lichtenfelser BRK-Pflegediensts sind partnerschaftlich verbunden.

Die Dirigentin des Blasorchesters, Kathrin Motschenbacher, die sich nach gelungener Darbietung mit den zahlreichen Mitwirkenden des Ensembles über den lang anhaltendem Applaus des Publikums freute, zeigte sich zutiefst berührt vom Schicksal der ukrainischen Menschen. „Das Konzert war uns eine Herzensangelegenheit“, meinte sie nachdenklich, dankte den Zuschauern für ihr Kommen und appellierte an diese, bitte einen Obolus in die Spendenbox am Kirchenausgang zu geben.

In der Tat bewiesen die Zuhörer Herz, öffneten ihre Portemonnaies – im Spendenkorb sind rund 1500 Euro gelandet. Aber weitere Spenden sind angekündigt. Aber auch, wer dem gelungenen Benefizkonzert nicht beiwohnte, kann das große Not lindernde und Hoffnung schenkende Projekt gerne unterstützen.

Für Spenden: BRK-Kreisverband Lichtenfels, IBAN DE 26 7835 0000 0000 0388 35, Bank: Sparkasse Coburg-Lichtenfels, Verwendungszweck „HMS-Ukraine“.