NEWS-ARCHIV

Mit geballter Power aus dem musikalischen Lockdown

Bezirk: Oberpfalz - Kreisverband: Amberg-Sulzbach

Blasmusik Gebenbach und Adelsdorfer Musikanten starten gemeinsam durch. Beide Vereine beweisen einzeln und gemeinsam ihr Können.

Nach zwei Jahren coronabedingter Zwangspause konnte die Gebenbacher Blasmusik sich wieder bei einem klassischen Konzert einem breiten Publikum präsentieren. Unterstützt wurde sie dabei von den Adelsdorfer Musikanten aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt. Zustande gekommen war dieses Gemeinschaftsprojekt durch die beiden Dirigenten Gerhard Böller (Gebenbach) und Jürgen Schatz (Adelsdorf), die sich schon seit früherster Jugend kennen und gemeinsam musizierten. Inzwischen haben sich zwar ihre Wege getrennt, der Kontakt blieb jedoch immer bestehen und so konnte dieses, anlässlich des 40-jährigen Gründungsfestes der Gebenbacher Blasmusik und des 20-jährigen der Adelsdorfer Musikanten seit 2020 geplante Gemeinschaftskonzert nun endlich realisiert werden.

Dieses Projekt wird im Rahmen des bundesweiten Programms IMPULS gefördert.
Mit dem Förderprogramm IMPULS soll der Amateurmusik in ländlichen Räumen geholfen werden.

Bereits am vergangenen Samstag traten die Orchester gemeinsam zum Schlossgartenkonzert in Adelsdorf auf und wiederholten dies nun am Sonntag in Gebenbach. Zu dem Open-Air-Konzert hatte sich der Pfarrgarten, der als Location in Gebenbach gewählt wurde, am späten Sonntagnachmittag reichlich mit Zuschauern und Zuhörern gefüllt.

„2020+2, gemeinsam aus dem musikalischen Lockdown“, so lautete das Motto des Events und es wurde zu einem musikalischen Filmerlebnis der besonderen Art für die Zuhörer, denn beide Orchester hatten für ihr Repertoire viel Filmmusik aus bekannten Kinoklassikern einstudiert.

Zunächst begannen die Gebenbacher bei denen Dirigent Gerhard Böller den Taktstock führte, mit gleich drei Stücken zu Walt Disney Filmen. Als Erstes wurden die Zuhörer in die afrikanische Savanne zum König der Löwen entführt. Mit den Bekannten Klassikern von Elton John, wie „Circle of Life“ oder „Can You Feel the Love Tonight“, tauchten die Zuhörer in die Welt des Löwenjungen Simba ein. Ums Eintauchen ging es sprichwörtlich auch beim zweiten Stück. Das „Little Mermaid Medley“ aus den Film Arielle, die Meerjungfrau, das vom Orchester erfrischend vorgetragen wurde sorgte für eine gewisse geistige Abkühlung an einem überaus heißen Sommerabend. Nach den beiden Disney-Klassikern, folgte das Stück Baba Yetu. Dieses wurde von Christopher Tin für das Computerspiel „Sid Meier’s Civilization IV“ geschrieben und ist eigentlich ein Gesangsstück. Der Liedtext ist dabei das Vater unser, allerdings in der ostafrikanischen Sprache Swahili verfasst. Dementsprechend wurde das Stück auch von den Musikern sehr gefühlvoll, ja fast andächtig vorgetragen. Den Abschluss bildete wieder Filmmusik aus Walt Disney, Die schöne Belle rettet ihren Vater aus den Fängen dies Biests und tritt an seine Stelle als Gefangene. Aus der anfänglichen Abneigung gab es bald ein Happy End in dem Stück „Beauty and the Beast“. In diese Liebesgeschichte konnten sich die Zuhörer eindrucksvoll hineinversetzen mit den bekannten Melodien und wurden dabei auch von den Musikern ein wenig verzaubert.

Was Filmmusik betrifft, brauchten sich die Adelsdorfer Musikanten unter der Leitung von Jürgen Schatz aber keinesfalls zu verstecken. Deren Metier war allerdings gespickt mit Überwesen, bösen Monstern und Außerirdischen. Gleich zu Beginn setzten sie mit der Filmmusik zu „Thor, the Dark World“, ein dickes musikalisches und mystisches Ausrufezeichen. Danach versuchten sich die Adelsdorfer musikalisch darin, einen Drachen zu trainieren. Dies ist ihnen in dem Stück „Music from how to train your Dragon“ von John Powell eindrucksvoll gelungen. Zumindest wurde an diesem Nachmittag kein Drachen im Pfarrgarten in Gebenbach gesichtet. Mit „The Greatest Showman“ folgte die angebliche Lieblingsgeschichte des amerikanischen Zirkuspioniers P.T. Barnum. Die Musiker nahmen mit den eingängigen Melodien die Zuhörer dabei beschwingt mit in die Welt des Zirkus. Diese wurden allerdings gleich darauf wieder jäh aus ihren Träumen gerissen, denn es erfolgte das Erwachen der Macht. Aus der „Symphonic Suite from Star Wars – The Force awakens“. In Lichtgeschwindigkeit ging es dabei musikalisch für das Publikum vom Zirkus in ferne Galaxien und alle machten diese intonierte Reise gerne mit.

Wieder sicher auf der Erde gelandet, legte sich ein mächtiger Sound über den Pfarrgarten, denn die 65 Musiker präsentierten gemeinsam musikalisch den „Einzug der Gladiatoren“. Das Stück wurde 1899 von Julius Fucik als Triumphmarsch komponiert, ist aber heute mit einem wesentlich höheren Tempo als Inbegriff des Zirkusmarsches bekannt. Kaum eine andere Melodie erinnert so sehr an die Atmosphäre eines Zirkus, wie dieses Stück. Danach ging es wieder um große Gefühle. Die „West Side Story“ ist angelehnt an Shakespeares Romeo und Julia und erzählt die Geschichte von Tony und Maria, die zwei rivalisierenden Straßenbanden angehören, was ihre Liebe quasi unmöglich macht. Dies spiegelt sich auch in der Filmmusik wieder. Auf der einen Seite die hektischen Rhythmen des Jazz, auf der anderen Seite die schwungvolle lateinamerikanische Tanzmusik. Diese musikalischen Differenzen und Nuancen wurden von den Musikern deutlich herausgestellt. Mit Action ging es auch im nächsten Stück weiter, einer J“ames Bond 007 Selection“. Die Titelmelodien aus den Streifen „Octopussy“, „Dr. No“, „In tödlicher Mission“ oder „Goldfinger“ ließen das Publikum auf eine spektakuläre musikalische Verbrecherjagd gehen. Einen versöhnlichen Abschluss des Konzerts bildete dann aber auch wieder der „Florentiner Marsch“, wiederum aus der Feder von Julius Fucik. Es ist wohl einer der meist gespielten Märsche weltweit und zweifellos auch einer der Bekanntesten. Auch wenn es nur ein Marsch ist, so stellt dieser doch hohe Anforderungen an die Musiker und verlangt höchste Konzentration. Dies sollte aber für die Akteure beider Orchester auch zum Abschluss keine unüberwindbare Hürde sein.

Natürlich ging das Konzert nicht ohne Zugaben zu Ende. Der beschwingte „Maxglaner Zigeunermarsch reloaded“ animierte das Publikum nochmals kräftig zum Mitklatschen. Hatten sich die Dirigenten bei den vorherigen Gemeinschaftsstücken noch abgewechselt, so gab es mit der zweiten Zugabe ein Novum. Das Stück „Music“, von John Milles wurde von beiden Dirigenten dirigiert. Zwar natürlich nicht gleichzeitig, jedoch wechselten sie sich bei den einzelnen Passagen des Stücks ab. Die Akteure auf der Bühne nahmen es ziemlich gelassen und meisterten auch dieses Stück souverän und bravourös.


Dass die Musikerinnen und Musiker nicht nur jede Menge Zeit, sondern auch Geld ins Musizieren stecken, zeigte das gemeinsame Abschlussfoto, wo abertausende von Euro in Form von Instrumenten gen Himmel gereckt werden. (Foto: Wolfgang Schöpf)

(Foto: Bundesmusikverband Chor & Orchester e. V.)