Ein Jahreshighlight jagt das Nächste beim Nordbayerischen Jugendblasorchester

Kurz nach der Konzertfahrt nach Innsbruck traf sich das NBJBO wieder zu seiner jährlichen Sommerphase in der Musikakademie Hammelburg. Den krönenden Abschluss einer ereignisreichen Arbeitsphase bildeten zwei Konzerte in Neumarkt und Bamberg.

Quelle: NBJBO, 23.09.2022
Ein Orchester steht in Orchesterformation auf einer Bühne.
Das NBJBO beim Konzert im Reitstadl Neumarkt.

Noch beflügelt von den Eindrücken aus Innsbruck versammelte sich das Nordbayerische Jugendblasorchester Ende August in der Musikakademie Hammelburg mit seinem musikalischen Leiter Bernhard Schlögl zu einer intensiven Woche voller Proben. Unter dem Dirigenten und zusätzlichen namhaften Dozent:innen wurde in Tutti- und Registerproben ein anspruchsvolles Programm erarbeitet. Neben den musikalischen Herausforderungen galt es auch, sich als Orchester neu zusammen zu finden, um sowohl während der Proben als auch außerhalb zu harmonieren. Denn als Jugendblasorchester mit Altersgrenze ist ein stetiger Wandel unumgänglich und so durfte das Orchester auch in diesem Jahr wieder zahlreiche neue, motivierte Gesichter in seinen Reihen begrüßen. Deshalb gab es neben täglich bis zu neun Stunden intensiver Probenarbeit noch andere gemeinschaftliche Programmpunkte, bei denen alle Musiker:innen mit extremem Einsatz dabei waren. Durch Aktivitäten, wie einem Spielenachmittag mit traditionellen gemeinsamen Aktionen bis hin zu böhmischer Blasmusik am Abend, konnte der Orchestergeist auch außerhalb der Proben weiterwachsen. Der Ansatz reichte ebenfalls noch für kammermusikalische Ensemblebeiträge, die orchesterintern am Samstagabend zum Besten gegeben wurden.

Sechs Klarinetten im Wert von über 32.000 € gestohlen

Überschattet wurde die Probenwoche von einem dreisten Diebstahl. Aus dem Probenraum des NBJBOs wurden sechs Klarinetten im Wert von über 32 000 € gestohlen. Um zumindest den finanziellen Verlust der jungen Musiker:innen etwas zu minimieren, startete das Orchester einen Spendenaufruf. Wer hierzu einen Beitrag leisten möchte, kann das über folgendes Konto gerne tun:

Nordbayerischer Musikbund e. V.
DE02790500000046573200
Verwendungszweck: Klarinetten NBJBO

Vielen Dank!

Der Schock saß bei allen tief, aber das Orchester ließ sich nicht aufhalten: Das Konzertwochenende war geplant und die bereits investierte Arbeit wollte auf die Bühne und vor Publikum gebracht werden. So wurde zwei Wochen nach der Probenwoche mit einer Generalprobe das Konzertwochenende Mitte September eingeläutet. Die ansteigende Spannung und extreme Vorfreude erreichte ihren Höhepunkt in den beiden Konzerten im Reitstadel (Neumarkt i. d. Oberpfalz) und im Hegelsaal (Bamberg). Dort konnte das NBJBO endlich das mühevoll einstudierte Konzertprogramm präsentieren, welches sich durch verschiedene Stilrichtungen und vielfältige Werke auszeichnete.

„Extreme Make-Over“ von Johann de Meij als Konzerthöhepunkt

Eröffnet wurde der Abend mit Strauss´ „Feierlicher Einzug der Ritter des Johanniterordens“, gespielt von einem 14-köpfigen Blechblasensemble mit Pauke. Danach trat das Orchester als Gesamtes auf die Bühne und gab das erste Hauptwerk „Lincolnshire Posy“ von Percy A. Grainger zum Besten, ein Blumenstrauß bestehend aus sechs einzelnen englischen Volksliedern, die der Komponist so originalgetreu wie möglich für sinfonisches Blasorchester vertonte. Herausfordernd war hierbei vor allem die Transparenz des Werkes, gespickt mit zahlreichen solistischen und kammermusikalischen Passagen. Der erste Konzertteil wurde dann mit „Yakka“ von José Rafael beschlossen. Der Paso Doble zeichnet sich vor allem durch die Leichtigkeit, die schwungvollen Melodien und Rhythmen aus und brachte spanischen Flair in die Konzertsäle.

„Aber es soll ein Weckruf sein, uns an ein bewusstes Leben zu erinnern und diese Botschaft auf der ganzen Welt zu verbreiten.“ So zitierte der Moderator beider Abende Jonas Bohlein, gleichzeitig Tubist im Orchester, den Komponisten der Eröffnungsfanfare des zweiten Teils. „Mother Earth“ von David Maslanka ist eine musikalische Beschreibung, wie unachtsam und verschwenderisch die Menschheit mit der Erde umgeht. Aktueller denn je erinnert das Stück daran, dass doch jeder Mensch seinen Beitrag dazu leisten kann, mit der Mutter Natur achtsamer umzugehen.

Anschließend sorgte das Orchester mit „October“ von Eric Whitacre für einen echten Ruhepunkt in der zweiten Konzerthälfte, bevor es dann mit dem zweiten Hauptwerk des Abends im wahrsten Sinne des Wortes extrem wurde. „Extreme Make-Over“ von Johan de Meij lässt sich in vielerlei Hinsicht als extrem beschreiben – extrem schwer, zum Teil extrem schnell, stellenweise extrem laut, aber auch ein extrem schönes Werk. Beginnend mit einem Saxofonquartett steigert sich das Stück, immer wieder Zitate aus der Feder von Peter Iljitsch Tschaikowski paraphrasierend, bis zu einem ersten Höhepunkt. Als extremer Gegensatz folgt ein ruhiger Teil, dessen Besonderheit in der Instrumentierung liegt: Zehn verschieden gestimmte Glasflaschen, die von den Holzbläser:innen gespielt werden, begleiten ein ausgedehntes Marimba-Solo. Aus dem filigranen Mittelteil heraus intensiviert sich das Stück durch die Einsätze der verschiedenen Register bis zu seinem endgültigen Höhepunkt, einem fulminanten Schlussakkord.

Dass sich die Mühen der Vorbereitung und vielen Proben gelohnt haben, bestätigte das Publikum durch ihren langanhaltenden Applaus, der vom Orchester und seinem Dirigenten Bernhard Schlögl mit zwei Zugaben belohnt wurde. Mit dem spielerischen, heiteren „The Gum-Suckers March” von Grainger und “Don´t stop me now” von Freddie Mercury, arrangiert von Frank Bernaerts, bei dem das Orchester auch kurze gesangliche Einlagen präsentierte, wurde das Publikum mit einem weiteren Ohrwurm im Gepäck in den Abend entlassen.

„Don´t stop me now” kann wohl auch als Motto der diesjährigen Sommerphase angesehen werden, bei der das Orchester aller Umstände zum Trotz wieder einmal bewiesen hat, was für eine einzigartige Gemeinschaft das NBJBO auszeichnet.

Junge Musiker:innen, die ebenfalls Teil dieser Gemeinschaft werden möchten, sind jederzeit herzlich willkommen. Interessierte bis zum vollendeten 27. Lebensjahr, die Lust auf hochkarätige Musik und Kontakt mit vielen Gleichgesinnten haben, finden auf der Homepage des Orchesters www.nbjbo.de und auf den zugehörigen Social-Media-Kanälen alle Information rund um die Bewerbung.

Ein Orchester sitzt auf einer Bühne und musiziert vor Publikum.
Das 2. Konzert der Sommerphase fand im Hegelsaal der Bamberger Konzerthalle statt.
Ein Orchester sitzt in schicker Kleidung im Zuschauerraum eines Konzertsaals und lächelt in die Kamera.
Das NBJBO freut sich immer wieder über neue Mitglieder.
News-Archiv