Musikerinnen und Musiker mit Auftrittsangst gesucht!

Studie des Uniklinikum Würzburg



Im Rahmen einer interdisziplinär angelegten Studie sucht das Zentrum für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Würzburg Musikerinnen und Musiker, die unter Auftrittsangst leiden und etwas dagegen unternehmen möchten.

Auftrittsangst (engl. Music Performance Anxiety) unterscheidet sich von gewöhnlichem Lampenfieber (engl. Stage Fright) und ist unter Musikerinnen und Musikern weit verbreitet. Bis zu 60% aller Musiker:innen berichten unter situativen Auftrittsängsten zu leiden. Typische Symptome der Auftrittsangst beinhalten, neben der subjektiv erlebten Angst vor dem Auftritt, eine Beschleunigung des Herzschlags und der Atmung sowie einen Anstieg des Blutdrucks, kalte Hände, Zittern, Übelkeit, Erröten, Gedanken daran zu versagen oder die Kontrolle zu verlieren. Anders als bei Lampenfieber ist die körperliche Symptomatik bei Auftrittsangst so stark, dass sie von den Betroffenen als sehr unangenehm empfunden wird und sich negativ auf die künstlerische Leistung und Darbietung auswirkt.   

Den Studienteilnehmer:innen wird die Möglichkeit geboten, an einem von zwei verschiedenen Interventionstrainings zur Reduktion von Auftrittsangst teilzunehmen und dieses bei Auftritten in virtueller Realität (VR) zu erproben. Beide Interventionstechniken, ein Angstkonfrontationstraining in virtueller Realität (VR-Exposition) und ein Training zur progressiven Muskelentspannung (PMR), beruhen auf Methoden der Verhaltenstherapie, die standardmäßig in der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Angsterkrankungen eingesetzt werden. Die Therapie ist im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung kostenlos. Die Zuordnung der Interventionsmethoden erfolgt zufällig, d.h. Sie können sich nicht aussuchen, welches Training (VR-Exposition oder PMR) Sie erhalten.

Der Zeitaufwand beträgt ca. 10 Stunden und verteilt sich auf 6 Sitzungen (davon 4 Therapiestunden) über einen Zeitraum von 4 Wochen sowie einer weiteren Sitzung nach sechs Monaten, um die Langzeitfolgen der Behandlung zu beurteilen. Die Termine finden vor Ort in Würzburg statt und werden individuell vereinbart.

Ziel der Untersuchung

Ziel der Studie ist es, den Einfluss zweier Therapiemethoden in der Behandlung von Auftrittsangst zu evaluieren und miteinander zu vergleichen. Zum Vergleich der Effektivität sollen das subjektive Erleben der Auftrittsangst und die physiologische Reaktion des Herz-Kreislaufsystems erfasst werden.

Die wichtigsten Teilnahmevoraussetzungen  

Für die Studie suchen wir Musiker:innen im Alter von 18-60 Jahren, die  

  • Musik (Gesang/ Streich-/ Blasinstrument) studieren und/oder als (semi)professionelle Musiker:innen tätig sind und regelmäßig mit Auftrittssituationen konfrontiert sind
  • unter Auftrittsangst im Rahmen von Konzerten/ Probespielen/ Vorspielen/-singen leiden
  • und aufgrund der Auftrittsangst aktuell nicht in psychotherapeutischer Behandlung sind
  • nicht an Klaustrophobie oder Blut-Spritzen-Phobie leiden
  • ihr Instrument „blind“ beherrschen und zwei Stücke Ihrer Wahl auswendig spielen können, da mit der VR-Brille kein Lesen von Noten möglich ist.

Leider können Musiker:innen, die ein nicht-transportfähiges Instrument oder ein Instrument spielen, das nur im Sitzen gespielt werden kann (z.B. Klavier, Schlagzeug, Harfe, Kontrabass) nicht an der Studie teilnehmen.

Ablauf der Studie

Nach einem ersten Telefongespräch zur Abklärung der Teilnahmevoraussetzungen erfolgt ein telefonisches sog. Klinisches Interview (Dauer: ca. 1-1,5h) bei dem Ihnen Fragen zur psychischen Gesundheit (Stimmung, Ängste, Substanzkonsum etc.) gestellt werden. Im Anschluss daran werden die Termine vereinbart. In einem ersten persönlichen Termin in der CAVE (Computer Assisted Virtual Reality) in Würzburg (Emil-Fischer-Straße 60, Hubland-Nord) wird Ihre Auftrittsangst mit Hilfe verschiedener Fragebögen und einer Auftrittssituation in virtueller Realität erfasst (Dauer: ca. 2h). Bei diesem Termin erfolgen zwei Blutabnahmen und Speichelproben und wird mittels nicht-invasiver Methoden wird ihre Herzfrequenz gemessen. In den zwei darauffolgenden Wochen beginnt eine Reihe von vier Therapieeinheiten (2 Sitzungen/Woche; Dauer: ca. 1h), entweder VR-Expositionen oder PMR-Gruppensitzungen.  Diese finden am Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg (Margarete-Höppel-Platz 1, Grombühl) statt. Am Ende jeder Therapiesitzung erfassen wir den Effekt der Behandlungseinheit anhand von Fragebögen. Nach der zweiwöchigen Therapiephase erfolgt ein erneuter Termin in der CAVE, um Ihre Auftrittsangst und die Wirksamkeit der Behandlung mit verschiedenen Fragebögen und einer Auftrittssituation in virtueller Realität zu erfassen (Dauer: ca. 2h). Bei diesem Termin erfolgen erneut zwei Blutabnahmen und Speichelproben, die Erfassung ihrer Herzfrequenz und verschiedener Fragebögen. Um auch die langfristige Wirksamkeit der Therapiemethoden nachzuweisen, möchten wir Sie nach einem Jahr erneut zu einem sog. Follow-Up-Termin in die CAVE einladen (Dauer: ca. 2h). Dieser wird gleich zum letzten Erhebungstermin ablaufen (Dauer: ca. 2h). Die Studienleitung wird Sie während des gesamten Studienverlaufs begleiten und mit den notwendigen Informationen versorgen.

Bei Fragen oder Interesse wenden Sie sich bitte unverbindlich an das Studienteam vom Zentrum für Psychische Gesundheit des Uniklinikums Würzburg per E-Mail an Auftrittsangst_VR@ukw.de oder an Dr. med. D. Bellinger, M.A.: bellinger_d@ukw.de .

Weitere Informationen: https://www.ukw.de/forschung/forschung-psychiatrie/klinische-studien/

Kooperationspartner der Studie sind das Interdisziplinäre Zentrum für Angsterkrankungen (IZA), die Hochschule für Musik Würzburg, die Kardiologie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz und das Psychologische Institut I der Universität Würzburg.