Die Corona-Krise hinterlässt auch im Nordbayerischen Musikbund Spuren, dennoch kommt der größte bayerische Blasmusikverband vergleichsweise gut durch die Krise, stellte NBMB-Präsident Manfred Ländner bei der diesjährigen, im Hybrid-Modus durchgeführten Delegiertenversammlung fest. Möglich sei das aufgrund der vorausschauenden Planung und der weitgreifenden Strategie der Geschäftsstelle und des Präsidiums im NBMB, aber auch durch die gute Zusammenarbeit mit den anderen bayerischen Blasmusikverbänden.
Zwar habe die NBMB-Mitgliederstatistik schon im Februar ein Minus ausgewiesen, und Ländner rechnete auf die Verbandsgröße hoch, dass die Krise den Verband am Ende zwischen 3000 und 4000 Musiker:innen „kosten“ dürfte. Dennoch gebe es auch positive Errungenschaften: So sei beispielsweise die Digitalisierung enorm vorangekommen, und der NBMB sei bayernweit führend, was die Konzipierung neuer digitaler Medien und Formate angehe. Als Beispiele nannte der NBMB-Präsident zahlreiche Online-Seminare mit bayernweiter Strahlkraft, aber auch das neue Internetportal „Blasmusik 4U“, auf der sich alle bayerischen Musikvereine und Blaskapellen präsentieren können. Überhaupt machte Ländner als Hauptaufgabe für das Frühjahr aus, wieder sicht- und hörbar zu werden, und sich in einem guten Licht darzustellen. Hier werde sich der NBMB an einer groß angelegten Imagekampagne des Bayerischen Musikrats beteiligen.
Ländner ließ das vergangene Jahr Revue passieren und stellte fest, dass nach anfänglichen Schwierigkeiten die Blasmusik inzwischen stets in einem Atemzug mit dem Sport genannt werde. „Das war nicht immer so, und hier sieht man, dass unsere politischen Bemühungen gefruchtet haben“, so Ländner. Gleichwohl gebe es immer noch Anlass zu kontroversen Diskussionen über die unterschiedlichen Regelungen für Musiker:innen und Dirigent:innen, am Arbeitsplatz oder etwa bei Spieler:innen und Besucher:innen im Sport.
Der Präsident lobte die Geschäftsstelle: NBMB-Geschäftsführer Andreas Kleinhenz und sein Team hätten die immer neuen Situationen und neuen Lagen stets sofort erfasst und die richtigen Empfehlungen für die Mitgliedsvereine erarbeitet und herausgegeben. Ländner erinnerte daran, dass die hauptamtliche Geschäftsstelle bei ihrer Einrichtung vor 12 Jahren höchst umstritten gewesen sei. Heute sei sie unverzichtbar und nicht mehr wegzudenken aus dem Verband.
Tatsächlich wurde spätestens beim Rechenschaftsbericht von Geschäftsführer Andreas Kleinhenz klar, dass ein Verbandshaushalt, in dem mehrere Millionen Euro pro Jahr umgesetzt werden, keinesfalls im Ehrenamt bewältigt werden kann. Auch Kleinhenz betonte die große Rolle, die der NBMB in der bayerischen Blasmusikszene spiele: Die bayerischen Blasmusikverbände hätten beispielsweise neben dem Fortbildungsportal Kurs-Finder auch die Verwaltungssoftware des NBMB übernommen.
Verbandsdirigent Christian Lang blickte auf die bisherigen zwei Jahre seiner Tätigkeit zurück, die weitestgehend von der Corona-Krise geprägt gewesen seien. Die Musikkommission habe sich in dieser Zeit neu aufgestellt und habe sich durch verschiedene Maßnahmen zu einem echten Team zusammengefunden. Derzeit seien neue Kurse in Planung und auch schon in der Planungsendphase, und es würden bereits etliche Ideen für das Jubiläum „70 Jahre Nordbayerischer Musikbund“ im kommenden Jahr entwickelt. Das Ziel der Arbeit der Musikkommission, so Lang, sei es, die musikalischen Aktivitäten im NBMB wieder anzukurbeln und den negativen Auswirkungen der Lockdowns entgegenzusteuern. Der NBMB solle als Musikverband weiter gestärkt, die Blasmusik in (Nord-) Bayern international konkurrenzfähiger gemacht werden.
Der Musikkommission wurde mit der Vereinskommission ein weiteres Gremium an die Seite gestellt, das sich – wie die Bezeichnung verrät – um organisatorische und Vereinsbelange kümmert, die immer komplizierter werden und die ehrenamtlichen Vereinsvorsitzenden zunehmend vor Probleme stellen. Peter Gaschler berichtete als Kommissionsvorsitzender von den erfolgreichen und überaus wichtigen Aktivitäten der Vereinskommission: So habe man beispielsweise auf Grundlage der staatlichen Vorgaben Hygienekonzepte entwickelt, die die Vereine als Muster übernehmen konnten. Für die Vereinsvorsitzenden habe man verschiedene Präsenz- und Onlineseminare veranstaltet, die von den Ehrenamtlichen dankbar angenommen worden seien. Für das kommende Jahr, so Gaschler, seien mehrere Fortbildungsmodule geplant, die auch in der Fläche angeboten werden sollen, um möglichst viele Ehrenamtliche zu erreichen. Die Themen reichen von den „Aufgaben im Vereinsvorstand“ über „Finanzen und Steuern“ bis hin zur „Öffentlichkeitsarbeit“. Auch soll es einen „Crashkurs“ für Neulinge im Vorstandsamt geben.
Verbandsjugendleiter Simon Scheiring berichtete von den Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen der Nordbayerischen Bläserjugend sowie von den zahlreichen online durchgeführten Veranstaltungen des Jugendverbands, darunter das Digitale Musikcamp in den Pfingstferien. Die Jugendlichen und auch deren Eltern, so Scheiring, seien nach den vielen Lockdownwochen und -monaten sehr dankbar für dieses Angebot gewesen, das immerhin auf digitalem Wege eine Art von Partizipation ermöglicht habe. Die Nordbayerische Bläserjugend, so Scheiring, werde einige digitale Aspekte der Verbandsarbeit auch in Zukunft beibehalten, um beispielsweise weite Anfahrtswege zu vermeiden.
Die anwesenden Ehrengäste – die Herriedener Bürgermeisterin Dorina Jechnerer, der stellvertretende Ansbacher Landrat Stefan Horndasch und Bezirksrat Herbert Lindörfer – lobten den Nordbayerischen Musikbund und seine Mitgliedskapellen nicht nur für ihre umfangreiche Jugendarbeit. Gerade in diesen Zeiten sei die Musik enorm wichtig, denn Musik könne die Menschen wieder zusammenführen. Bezirksrat Herbert Lindörfer brachte es auf den Punkt, als er den Delegierten zurief: „Lassen Sie sich nicht unterkriegen! Machen Sie weiter! Unsere Unterstützung haben Sie!“