Feierliches Abschlusskonzert der Innsbrucker Promenadenkonzerte mit dem Nordbayerischen Jugendblasorchester

Quelle: Lukas Lang, 08.08.2022
Im Innenhof einer Burg ist eine Bühne aufgebaut, auf der ein Orchester vor Publikum ein Konzert gibt. Im Hintergrund sind Berge zu sehen.
Die Innsbrucker Hofburg - eine der schönsten Bühnen der Welt.

Das Nordbayerische Jugendblasorchester war am letzten Juliwochenende zu Gast bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten und hatte die Ehre in der Kaiserlichen Hofburg im Zentrum Innsbrucks das offizielle Abschlusskonzert der einmonatigen Konzertreihe spielen zu dürfen. Unter dem Dirigenten und Leiter der Promenadenkonzerte Bernhard Schlögl spielte die 55-köpfige Besetzung ein vielseitiges und anspruchsvolles Programm. Einstudiert wurde das Programm in nur wenigen Tagen - an einem verlängerten sehr sommerlichen Wochenende Mitte Juni in der Frankenakademie im Schloss Schney (Lichtenfels) und am Wochenende vor dem Konzerttermin in Unterpleichfeld.

Am Konzertwochenende ging es mit dem Bus am Abend des 29. Juli von Würzburg über Erlangen und München nach Innsbruck. Gegen Mitternacht kam der Bus nach mehrstündiger Fahrt am Hotel an. Einchecken, Zimmer beziehen und Schlafen, denn am nächsten Morgen stand schon die Generalprobe an. Um zehn Uhr war Probenbeginn im herrlich hergerichteten geräumigen Probelokal der Stadtmusikkapelle Wilten. Nach dem Mittagessen ging es dann in Richtung Konzertort, die Innsbrucker Hofburg – eine der schönsten Bühnen der Welt. Anspielprobe und Fototermin standen an und die Vorfreude war zu spüren. Dass das Wetter nicht optimal sein sollte, zeigte sich, als es eine halbe Stunde vor Konzertbeginn anfing, leicht zu regnen. Aber pünktlich zum Glockenläuten um 19:30 war der kurze Nieselregen auch schon Geschichte und das Orchester trat auf. Aber nicht das ganze Orchester…

Hauptwerk mit Themen von Carl Maria von Weber sorgte für tosenden Applaus

Gegenüber der Bühne, am anderen Ende der Hofburg, leitete eine kleine Gruppe von Holzbläser:innen, unterstützt von einer Spielmannstrommel, das Konzert mit einer „Gaillarde“, einem Tanzsatz aus der Renaissance von Pierre d´Attaignant, arrangiert von Manu Mellaerts, ein. Übernommen wurde der Tanzrhythmus von einer weiteren Trommel und einer Gruppe Blechbläser:innen am seitlichen Eingangstor der Hofburg, woraufhin die vierköpfige Saxophongruppe auf der Bühne übernahm. Nachdem alle Protagonist:innen unter Applaus und durchgehendem Trommelrhythmus ihren Platz auf der Bühne einnahmen, stieg das ganze Orchester ein und beendete die technisch anspruchsvolle Gaillarde mit einem voluminösen Dur-Akkord. Es folgte die Ouvertüre der Oper Ruslan und Ludmilla von Michail I. Glinka in der Bearbeitung von José Schyns. Das flott pulsierende Werk forderte im ersten von fünf Abschnitten höchste technische Raffinesse, bis man im schwelgend melodiösen zweiten Teil ankam, in dem die Tenorregister die Hofburg mit ihren warmen Klängen füllen konnten. Nach einer Überleitung ging es zurück zum flotten Anfangsthema und über eine Wiederholung des träumerischen zweiten Themas in das große klanggewaltige Finale.

Nun folgte das Hauptwerk des Abends: Die „Symphonischen Metamorphosen über Themen von Carl Maria von Weber“ von Paul Hindemith, arrangiert für Blasorchester von Keith Wilson. In seinen vier sehr unterschiedlichen Sätzen forderte das Werk von jedem der 55 Musiker:innen über 20 Minuten volle Aufmerksamkeit. Der erste Satz, ein schelmisch angehauchtes „Allegro“, fühlte sich durch seine vielen Triller und Akzente wie eine Parodie von Strauß´ Till Eulenspiegel an. Niveauvoll führte das Orchester durch einzelne solistische Phasen und verzauberte den Innenhof kurzerhand zum Ort des Schabernacks.

Der Zweite Satz „Turandot und Scherzo“ begann mit der Vorstellung der zwei Hauptthemen durch eine solistische Flöte und einige Holzbläser:innen. Diese beiden Themen zogen minutenlang boleroartig durch alle Register, bis im Höhepunkt der ganze Aufbau in sich zusammenfiel und sich in eine jazzig angehauchte Fuge verwandelte, die die Blechbläser:innen durch gekonnt eingebrachte Akzent- und Dynamikunterschiede hervorragend darboten. Über spritzige Holzbläserklänge fand die Musik ihr Ziel in einem Schlagwerksoli. Die tiefen Holzbässe griffen im Folgenden wieder das Anfangsthema auf und das Orchester baute in wenigen Momenten einen satten Höhepunkt auf, welcher durch stufenweise absteigende Dynamik und einem Paukensolo wieder zur Ruhe kam.

Diese Ruhe benötigte der dritte Satz „Andantino“ nach dem aufregenden Zweiten dringend. Mit einem klagenden Klarinetten- und Fagott-Zwiegespräch im Sechsachtel-Takt ging es über in einen versöhnlichen Mittelteil, bei dem das Orchester seine ausgewogene Klangqualität beweisen konnte. Nach einigen träumerischen Melodien folgte der Abschluss des Satzes durch eine Reprise des flächigen Zwiegesprächs der Klarinette und des Fagotts, das durch ein technisch höchst anspruchsvolles Flötensolo herausragend musikalisch übermalt wurde.

Den runden Abschluss der symphonischen Metamorphosen bildete ein Trauermarsch. Mit immer fortschreitenden punktierten Rhythmen und martialischen Blechklängen gepaart mit dynamisch abwechslungsreichen und heldenhaften Melodien fand das Hauptwerk sein Ende. Unter tosendem Applaus durften sich die jungen Musiker:innen des Nordbayerischen Jugendblasorchesters für ihre außergewöhnlich gelungene Interpretation feiern lassen.

Feiern lassen durfte sich dann auch die glückliche Gewinnerin des diesjährigen Gewinnspiels der Innsbrucker Promenadenkonzerte, dessen Auslosung im Anschluss an eine kurze Rede des Innsbrucker Bürgermeisters stattfand. Da der Beitrag des NBJBO auch gleichzeitig der letzte abendliche Beitrag der Konzertreihe war, kam nun der Zeitpunkt für Dankesreden, die dem Orchester nochmal eine Erholungspause nach den anstrengenden Metamorphosen verschafften.

Mit „Deutscher Marsch“ von Guido Rennert und „Godspeed“ von Stephen Melillo beendete das NBJBO mit jugendlichem Elan das Konzert und durfte dank anhaltendem Applaus noch zwei weitere Zugaben zum Besten geben. Mit „Last Call“ von Otto M. Schwarz konnte die junge Truppe um Dirigent Bernhard Schlögl mit einer einstudierten Show die Zuschauer nochmals begeistern, welche dies mit Standing Ovations belohnten. Die zweite Zugabe, der Marsch „Mein schönes Innsbruck“ von Andreas Bramböck, gab dem Orchester dann die Möglichkeit sich endgültig und singend zu verabschieden:

„Dann schau ich noch einmal selig zurück und denke der Zeit voll sonnigem Glück.
Zum Abschied ich singe lachend: „Leb` wohl, mein Innsbruck im schönen Tirol“

Mehrere Blechbläser stehen in einem Hof und musizieren. Hinter ihnen steht Publikum.
Mehrere Musiker:innen sitzen festlich gekleidet auf einer Bühne und musizieren gemeinsam.

Zeit für Bergluft und Innsbrucker Sehenswürdigkeiten zum Abschluss der Konzertreise

Zu Ende war die schöne Konzertfahrt für das Auswahlorchester noch nicht. Am Sonntag hieß es dann nochmal touristisch aktiv zu werden. Nach einer Gondelfahrt zur Nordkette bot sich dem Orchester den ganzen Nachmittag neben der Bergluft noch eine unvergleichlich majestätische Aussicht auf Innsbruck. Gegen Abend durfte nochmal in Ruhe durch Innsbruck geschlendert und Sehenswürdigkeiten wie das Goldene Dachl, der grünen Inn oder der Anblick der vielen schönen kleinen Gassen genossen werden. Montagmorgen ging es dann mit dem Bus wieder zurück Richtung Würzburg – und somit war das erste Highlight des Jahres vorüber.

Ausruhen kann sich das Nordbayerische Jugendblasorchester aber nur für kurze Zeit, denn die jährliche Sommerphase, das zweite Highlight, steht schon vor der Tür. Ende August trifft sich das NBJBO für eine Woche in der Musikakademie Hammelburg und studiert unter der Leitung von Bernhard Schlögl und einem Team aus professionellen Dozent:innen wieder ein ganz neues Programm für ein Konzertwochenende ein. Unter anderem: „Lincolnshire Posy“ von Percy A. Grainger und „Extreme Make-Over“ von Johan de Meij.

Falls Sie die Qualität und Spielfreude des Orchesters live erleben möchten, kommen Sie zu den beiden Abschlusskonzerten der Sommerphase am Samstag 17.09.2022, 19:30 Uhr nach Neumarkt in der Oberpfalz oder am Sonntag 18.09.2022, 17:00 Uhr nach Bamberg. Es lohnt sich!

Sie haben Interesse und möchten auf dem Laufenden bleiben? Informationen zu vergangenen oder zu kommenden Veranstaltungen finden Sie auf unserer Homepage www.nbjbo.de oder auf unseren Social Media Seiten. Und falls Ihr Jungmusiker:innen unter 27 Jahren Interesse habt, auf hohem Niveau zu musizieren und Kontakt mit vielen jungen gleichgesinnten Menschen zu haben, zögert nicht, uns über die genannten Plattformen zu kontaktieren! Wir freuen uns auf Euch!

Mehrere Musiker:innen sitzen festlich gekleidet auf einer Bühne und musizieren gemeinsam.
Ein Orchester sitzt auf einer Bühne und musiziert. Vor den Musiker:innen steht ein Dirigent.
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