Der Lehrermangel an bayerischen Grund- und Mittelschulen beunruhigt BMR-Präsident Dr. Helmut Kaltenhauser und die Präsidenten der bayerischen Musikverbände zutiefst. In einem offenen Brief mahnen sie die negativen Folgen des "Zusammenstreichen des Stundenplans" gerade in den Fächern Musik, Kunst und Sport an.
Sehr geehrter Herr Staatsminister,
mit großer Sorge haben wir die Berichte der letzten Tage zum Lehrermangel v.a. an bayerischen Grund- und Mittelschulen gelesen. Gerade die Aussagen der BLLV-Vorsitzenden Simone Fleischmann zum „Zusammenstreichen des Stundenplans“ im Bereich der Nebenfächer lässt bei uns alle Alarmglocken schrillen. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie, in denen unsere Kinder nur ein sehr eingeschränktes Unterrichtsangebot erhalten haben und ihnen gerade wichtige Nebenfächer wie Musik, Kunst und Sport über lange Strecke verwehrt geblieben sind, darf dieser Zustand keine Dauereinrichtung werden.
Die Bayerische Verfassung darf keine leere Hülse bleiben, wenn sie in Art. 3 (1) vorgibt, dass Bayern ein Kulturstaat ist und in Art. 131 (1) ergänzt, dass Schulen nicht nur Wissen und Können vermitteln, sondern auch Herz und Charakter bilden sollen.
In einem BR-Interview bestätigen Sie, „dass im Landeshaushalt grundsätzlich genug Geld (für neue Stellen) zur Verfügung stehe“. Dieses Geld muss den Schulen zur Verfügung gestellt werden, um ergänzende externe Angebote adäquat bezahlen zu können, so dass Musik, Kunst und Sport auch weiterhin in den Grund- und Mittelschulen als wichtige Bildungsangebote die MINT-Fächer ergänzen.
Selbstverständlich war es bisher schon möglich, dass Schulen – v.a. im Nachmittagsbereich – externe Angebote „eingekauft“ haben, allerdings zu Konditionen, mit denen nur selten qualifiziertes Personal zur Verfügung stand. Mögliche externe Lehrkräfte wie z. B. Musiklehrerinnen und -lehrer müssen anständig bezahlt werden. Es kann nicht sein, dass im Landeshaushalt grundsätzlich genug Geld zur Verfügung steht, aber externe Lehrkräfte untertariflich bezahlt werden, so dass Musikschulen quasi Geld mitbringen müssen, wenn sie an Schulen unterrichten wollen.
Wir haben uns sehr über Ihr Video-Interview gefreut, in dem Sie die Bedeutung aktiven Singens und Musizierens hervorgehoben und zum „Musikmachen“ aufgerufen haben. Dieser Aufruf darf an Schulen nicht dadurch konterkariert werden, weil es zu wenige Lehrer gibt, sondern muss durch externe Kräfte kompensiert werden können!
Dr. Helmut Kaltenhauser, MdL
Präsident Bayerischer Musikrat
Martin Bayerstorfer, Landrat
Präsident Verband bayerischer Sing- und Musikschulen
Hermann Arnold
Präsident Maintal Sängerbund
Prof. Dr. Friedhelm Brusniak
Präsident Fränkischer Sängerbund
Manfred Ländner, MdL
Präsident Nordbayerischer Musikbund
Josef Niedermaier, Landrat
Präsident Musikbund von Ober- und Niederbayern
Franz Josef Pschierer, MdL
Präsident Allgäu-Schwäbischer Musikbund
Berthold Rüth, MdL
Präsident Musikverband Untermain
Alexander Seebacher
Präsident Bayerischer Sängerbund
Dr. Paul Wengert
Präsident Chorverband Bayerisch-Schwaben