Sound.Spirit.Shades.
Das Nordbayerische Jugendblasorchester begeistert mit zwei energiegeladenen Abschlusskonzerten in Würzburg und Bamberg
Über 70 junge Musiker:innen aus ganz Nordbayern und darüber hinaus bildeten in dieser Sommerarbeitsphase das klanggewaltige Nordbayerische Jugendblasorchester. Unter der künstlerischen Leitung von Franco Hänle wurde die Probenwoche in Hammelburg mit zwei mitreißenden Abschlusskonzerten am 20. September im großen Saal der Hochschule für Musik Würzburg und am 21. September im Joseph-Keilberth-Saal in Bamberg gekrönt.
Eröffnet wurde der Abend mit Johan Halvorsens Entry March of the Boyars in der Bearbeitung von Frederick Fennell – ein feierlicher Marsch mit folkloristischen Klängen, der die Spielfreude des Abends bereits zu Beginn spürbar machte. Im Anschluss präsentierte das Orchester mit Danse Funambulesque (übersetzt: Seiltanz) von Jules Strens eines der Hauptwerke des Abends – ein packender musikalischer Drahtseilakt voller Rhythmus, Energie und Spannung. Statt lyrischer Melodien dominierten scharfe Klangfarben und tänzerische Virtuosität. Kontrastreiche Wechsel in Dynamik, Tempo und Charakter machten das von Gert D. Buitenhuis für Blasorchester arrangierte Stück zu einem frühen Höhepunkt des Programms. Einen atmosphärischen und klanglichen Kontrast bildete anschließend Transcending von Christopher Marshall, mit welchem das Publikum auf eine meditative Klangreise entführt wurde. Inspiriert vom Rauschen der Wellen, erzeugen überlagerte Akkordfolgen stetig neue Klangzustände – eine Musik zwischen Ruhe und Bewegung, Spannung und Loslösung. Anschließend präsentierte das Orchester mit Gloriosa ein zentrales Werk des Abends, das das frühe Christentum in Japan und den kulturellen Konflikt zwischen West und Ost thematisiert. Inspiriert von Liedern der Kryptochristen aus Kyushu, beginnt der erste Satz mit gregorianischem Gesang und Glockenklängen, die das stille Gebet und Leiden der Verfolgten symbolisieren. Der zweite Satz verbindet westliche und fernöstliche Klänge, geprägt von einem Piccoloflöten-Solo – welches die japanische Ryuteki-Flöte imitiert – und der traditionellen Melodie San Juan-sama no Uta. Das Finale entfaltet sich als feierliches, triumphales Ende mit der Melodie Nagasaki Bura Bura Bushi in großer klanglicher Strahlkraft.
Nach der Pause eröffnete Percy A. Graingers Shepherd’s Hey (Arrangement: Larry Clark) den zweiten Konzertteil mit tänzerischer Leichtigkeit. Basierend auf einer englischen Volksweise des Morris-Tanzes, brachte das Orchester die folkloristischen Elemente mit rhythmischer Präzision und Spielfreude zum Ausdruck. Einen weiteren Höhepunkt des Programms bildete Twist von Jodie Blackshaw. Die Komponistin war bei den Konzerten persönlich anwesend und begleitete das Orchester bereits bei der Generalprobe in einem Workshop. Ihre inspirierende Ausstrahlung und Nähe zum Ensemble wirkten spürbar motivierend und prägten die Aufführung ihres Werks. Twist erzählt in sechs eindrucksvollen Abschnitten die Geschichte des Murray Rivers in Australien. Der kraftvolle Auftakt greift die Traumzeit-Legende vom gierigen Frosch Tiddalick auf – tiefe Klänge und Percussion lassen seine zerstörerische Macht hörbar werden. Sanfte Flöten und das Vibraphon malen danach ein schimmerndes Bild des Flusses bei Sonnenauf- und -untergang. Mit festlichen Bläsern und pulsierendem Rhythmus kündigt sich die Ankunft von europäischen Siedlern und Dampfschiffen an, eingeleitet vom markanten Ruf der Kookaburras – nachgeahmt von der Trompetensektion. Es folgen nächtliche Klangbilder des australischen Buschs, ein verruchter Tango aus dunklen Saxophontönen und schließlich ein lebensfroher Tarantella-Rhythmus, der den kulturellen Einfluss italienischer Einwanderer feiert. Am Ende schließt sich der Kreis – das Eingangsmotiv kehrt zurück und ruft dazu auf, über den Schutz dieses einzigartigen Flusses und seiner Bedeutung für Mensch und Natur nachzudenken. Mit Blue Shades von Frank Ticheli widmete sich das Orchester anschließend einem Werk, das stilistisch stark vom Blues beeinflusst ist. Charakteristisch sind die durchgehende Verwendung von Blue Notes, typischen Blues-Harmonien, rhythmischen Strukturen und melodischen Wendungen. Dabei entfaltet das Werk eine Vielzahl an „Blautönen“ – von hell und verspielt bis hin zu düster und rau. Besonders eindrucksvoll war der ruhige Mittelteil, der die Atmosphäre eines verrauchten Bluesclubs einfing. Ein expressives Klarinettensolo in Anlehnung an Benny Goodman – gespielt von der Konzertmeisterin Melina Weiß – leitete schließlich über in klagende Blechbläserakkorde, die an die Zugpfeifeneffekte der Big-Band-Ära erinnerten. Den stimmungsvollen Abschluss des Abends bildete ein sinfonisches Porträt der Beatles in einem Arrangement von Guido Rennert. Bekannte Melodien wie Hey Jude, Yesterday oder Penny Lane wurden in facettenreichen Orchesterklängen neu erzählt – eine gelungene Brücke zwischen Generationen und Genres. Das Publikum zeigte sich begeistert und belohnte das Orchester mit langanhaltendem Applaus. Dieses abwechslungsreiche Programm verleitet die Besucher:innen beider Konzerte zu Standing Ovations und der ein oder anderen Nachfrage, wie es möglich sei, solche Energie in ein Orchester zu bekommen.
Wenn Sie das auch erleben möchten, kommen Sie gerne zu einem unserer nächsten Konzerte vorbei. Vielen Dank an alle, die Besucher:innen, die dieses Jahr da waren. Kommen Sie wieder und erzählen Sie weiter, wie es Ihnen gefallen hat. Wir freuen uns über jeden Besuch! Außerdem sucht das NBJBO immer motivierte junge Musiker:innen zwischen 15 und 27 Jahren, die Teil dieses wunderbaren Orchesters werden wollen. Alle Informationen zur Bewerbung und weitere Informationen zum NBJBO gibt es im Kurs-Finder unter www.kurs-finder.de oder auf Social Media @nbjbo.